Montag, 24. Mai 2021

Meinem Strom

Elbe. Immer wieder schlängelst du dich windend und mäandernd an unserer Stadt vorbei.
Und ich bin wieder hier, hier bei dir. 
Stromverzaubert stehe ich an deinem Ufer. Dich stört nichts. 
Irgendwann ergibst du dich dem Meer - ergibst dich selbst deinem eigenen Untergang.
Doch von hier aus bis dahin ist es noch weit.
Ich bedaure, dass du nicht weißt, dass du immer alles gleichzeitig sehen kannst,  und dies über deine ganze Länge hin. Alles gleichzeitig - rechts wie links, oben wie unten.
Vielleicht wächst du deshalb mehr und mehr in die Breite.
Der Stolz sei dir gegeben...



Sonntag, 23. Mai 2021

Pfingstsonntag

Gern lasse ich mich noch vom Rest der Nacht morgens vom Tag umarmen.
Da ist die Berührung noch recht kühl. Kühlschrankkühl.
Dieser Pfingstsonntag beginnt mit feuchtem Duft, der nach Grün riecht - auch Bäume atmen.
Dann schiebt sie sich hoch, die glühende Sonne, als käme sie gerade vom Mittelpunkt der Erde.
Der Himmel zeigt sich zart, zärtlich und nur von wenigen Menschen wurde er durch Blicke
heute schon benutzt. 
Sein Blau, noch in vorsichtiger Entstehung, aber erkennbar, zeigt sich mädchenhaft  als vollkommenes  Himmelszelt.
Ich laufe, im Sinn den Heiligen Geist, in den Tag.
Er verheißt, wunderschön zu werden.



Mittwoch, 19. Mai 2021

Pfingstgedanken

 „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

So steht es in der Apostelgeschichte geschrieben.

Möge der Heilige Geist auch uns erreichen, damit die Welt durch uns ein klein wenig besser wird.

Ich wünsche Euch allen gesegnete Pfingstfeiertage.  Bleibt gesund!



Sonntag, 16. Mai 2021

Ich erinnere mich gern....

Der Tod nimmt nicht alles mit sich mit. Diese Erkenntnis trifft mich fast jeden neuen Tag.
Als ich mit 60 in Rente ging, begannen die Pflegejahre meiner Eltern. Als hätten sie es gewusst,
dass  ich nun rund um die Uhr bis zu ihrem Lebensende für sie da sein kann.
Sieben schmerzvolle, aber auch gute Jahre waren es für beide Seiten.
Das Beste war das Erzählen. Meine Eltern holten, ich weiß nicht aus wie vielen Ecken ihres Seins
Geschichten  hervor, die  nur sie betrafen, manchmal nur mich und oft uns als Familieneinheit.
Wir arbeiteten quasi die Leben auf. Es kam so viel  Interessantes zur Sprache, und so sehr viel,
von dem ich noch nie wusste. Daraus resultierten Fragen, für die es immer eine Antwort gab.
Heute bin ich froh für diese Zeit!
Geblieben sind Erinnerungen, geblieben ist der Geruch von Pfefferminz  meines Paps, die ansteckende Fröhlichkeit meines Muddeles und dieses uneingeschränkte Zusammengehörigkeitsgefühl von Beiden.
Unser aller Köpfe, unsere Herzen sind noch gefüllt von ihnen - ohne Ausnahme.
Eine starke Erinnerung in mir erwachte, als ich  Erde ins offene Grab meines Paps warf.
Es war besondere Erde, die mein Paps vom Feld seines Vaters aufhob und sie in einem Taschentuch in der Hosentasche verwahrte, als er in den Krieg musste. (Sein Vater gab ihm auch die Bibel mit.)
Es war nicht mehr viel Erde, die er mit  nach Hause brachte damals, als er mit nur einem Arm aus dem Krieg kam. Er erzählte oft mit Tränen in den Augen, dass er die heimatliche Erde oft anfühlte und dies ihm Kraft  gab. Schließlich sollte er in seines Vaters Bauernwirtschaft einsteigen, was dann nur mit einem Arm
nicht möglich war.
Erinnerungen, die so präsent sind in manchen Stunden, an manchen Tagen, die einem immer noch zeigen, das Liebe keine Lücken duldet....

Samstag, 15. Mai 2021

Mit der Natur leben

 Wir fühlen uns wohl in unserer Welt am Rande der Stadt.
Die Natur zeigt uns ihr Einverständnis. Meisen, Sperlinge, Stare, Nachtigallen, Amseln, Spechte und viele andere Vögel begutachten uns mit ihren schief gelegten Köpfen, wenn wir sie von der Schaukel aus beobachten. 
Die Eichhörnchen zedern, sitzen wir auf der Bank unter ihrem Baum.
Wir lauschen den Tauben, die in einer unserer Blaufichten ihr Nest bauten.
Die Rotschwänzchen, die ihr Zuhause auf einem Balken unterm Dach der Terrasse haben, stören sich nicht daran, dass wir dort oft sitzen oder gehen.
Abends dann, im Schein der untergehenden Sonne, kommt die Kröte aus ihrem Erdloch, dort, wo meine
Kräuter stehen. Sie hüpft bis zu einem alten Schuh meines Mannes und setzt sich drauf - ein zur Gewohnheit gewordenes Ritual. Dann schaut sie zu uns, sitzt in starrer Haltung, sieht wartend aus,
nur wir wissen nicht worauf. Sie sitzt noch, wenn wir längst im Haus sind. Morgens dann ist der alte Schuh leer, steht in der Sonne und speichert die Wärme für seinen abendlichen Gast.
Wir sind eins mit der Natur, mit allem, was fliegt und hüpft, hoppelt und schleicht.
Nur Vater Igel knurrt, gehen wir am Morgen an seinem Unterschlupf vorbei. Er knurrt sogar die Amseln an, die sich ihr Frühstück aus der Erde ziehen.
Die Stare brüten wieder bei Nachbars im Kasten. Dies bedeutet, dass uns nur wenige Kirschen am Baum bleiben. Sie selbst könnten rund um ihre Wohnung von zwei Kirschbäumen ernten, doch die eigenen Kirschen werden nie als Mahlzeit in Betracht gezogen. Uns stört das nicht, wir bekommen noch genug ab.
Die Nachtigallen brüten gerade, sie sind still, flattern nicht mehr von Baum zu Baum. Als Bodenbrüter
geben sie ihre Nester nicht kund.
So wiederholt sich vieles  von Jahr zu Jahr. Manches wird neu dazu kommen und Altes nicht mehr erlebt.
Uns ist alles willkommen!
 

Freitag, 14. Mai 2021

Fragliches

Noch zweifle ich leise am hellen Horizont.
Das Erschöpftsein von allem zersplittert den Charakter
und Dunkelheit wühlt in mir.
 
Immer neu gärt die Ahnung, 
wie schnell sich alles ins Leid verkehrt.

Entscheidungen werden einem suggeriert
oder abgenommen, Erwartungen ins Minimalste gedrängt.

Jeder Handlungsgrund kann sich als Abgrund entpuppen.

Wann findest du dein Ende, du verstörende Zeit?
Und - bleiben wir noch lange in dieser Verlorenheit?

Donnerstag, 13. Mai 2021

Nachempfunden

Sie wusste es von Anfang an.
Ihr würde Schmerz nicht erspart bleiben.
Und dann lagen Jahre des Vertrauens hinter ihr.
Dann war da dieser Augenblick,
ab dem sie nicht mehr zu ihm gehörte.
In vielen Tagen, Stunden war sie ohne jegliche Erlösung,
mit der Erkenntnis, nicht mehr geliebt  zu werden - von ihm.
Ihr blieb nur ihr heller Verstand, 
um sich selbst zu retten.
Das Herz hätte dafür viel zu lange gebraucht.
Es wusste von Beginn an, dass sie austauschbar war. 
Selbst aus dem Bleiben strich sie die Besuche.
Dünne Wirklichkeit zerriss wie Seidenpapier.
Ihr wurde klar, sie wird nicht an gebrochenem Herzen sterben,
aber verwundbar bleiben.....

Meiner Freundin

Wir hielten nicht Ausschau nach uns.
Wir fanden uns.
Keine Ahnung, wer das Schloss 
und wer der Schlüssel war, 
es passte auf Anhieb.

Wir sammelten alles von uns
und fanden uns einvernehmlich
im Gegenseitigen.
Wir verstehen uns in Nebensätzen
und im Schweigen.
Wir erspüren Stimmungen,
die positiven und die negativen. 

Nun fast schon 50  Jahre sind wir in uns
unser eigenes Ich, das eigene Du.
Das Uns bleibt.

Freitag, 7. Mai 2021

Heimatkiesel

 Stunden gibt es,
die sind aus Schweigen  gemacht.
Es zieht sich als  Jacke an
und schlingt den Schal um einen.
Doch Schweigen wärmt nicht.
Nie.

Die Haltung ist stets ähnlich.
Man starrt irgendwohin,
wo der Blick sich verliert.
Die folgende Stille birgt Ruhe.

Mich bringt ein leises Geräusch zurück ins Hier -
reibende  Kieselsteine  in meiner Tasche,
die ich irgendwann am Elbufer auflas....

Montag, 3. Mai 2021

Ein Elbe-Achtundzwanziger

Die Elbe zeigt sich aufgewühlt.
Dafür sorgt zunehmend starker Wind.
Hohe Wellen schlagen rollend ans Ufer.

Freudiger Achtundzwanziger

 Regen. Nun endlich regnet es.
Freude ist groß bei Mensch und Natur.
Regen gut, alles gut, Trockenheit genug!

Sonntag, 2. Mai 2021

Ein Achtundzwanziger


 Der kleine Apfelbaum *Boskop*
trägt ganz stolz seine vielen Blüten.
Den kleinen Erdbienen ist der Tisch gedeckt.

Mittwoch, 21. April 2021

Tun und Lassen

 Nie kam mir in den Sinn, meine Lebenssegel ohne Wind zu setzen.
Flauten gab es genug.
Auch habe ich beizeiten mein Leben in die Sonne gerückt.
Im Schatten habe ich oft genug gehockt.
Gedanken begeben sich oft von allein auf die Reise,
die sich zuvor holprig hinter der Stirn hin und her bewegt haben.
Dies war immer eine gute Voraussetzung, Worte, die raus wollten,
schon auf der Zunge lagen, leicht nach draußen abrollen zu lassen.
Doch nicht alle lassen sich in Gedichte bringen,
sie fliegen, tanzen davon oder fallen erloschen herab.
Doch es wird neue Gedanken, Worte geben.
Nichts lasse ich eingesperrt....

Montag, 19. April 2021

Reflexion des Gegenwärtigen

 Das Gegenwärtige verlangt uns allen viel ab.
Die Familienstabilität wurde und wird gefordert. Da zeigen sich Beständigkeiten und
Schwierigkeiten, die zu meistern sind. Achtung und Geduld muss mehr den je aufgebracht
werden - von allen. Niemand darf selbstlos bleiben.
Wir haben mehr den je wieder und wieder gelernt, gehorsam zu sein - zwansgehorsam.
Behördliche Anordnungen - Maske tragen, Abstand halten, Kontakte meiden u. ä. sind
zu persönlichen Anordnungen geworden.
Wichtig ist *aufeinander zu hören* geworden. Im Abstand leben und doch die anderen
nicht verlieren, ihnen wenigstens telefonisch zuzuhören, dies unterstützt das Zusammen-
gehörigkeitsgefühl. Den Blick auf die anderen nicht verlieren sollte Regel werden.
Die Pandemie wird zur Überprüfung des eigenen Lebenswandels. Hilfsbereitschaft
wird nun groß geschrieben, Konsumgüter nicht zu hamstern bedeutet Rücksichtnahme.
Und ganz wichtig ist, den Informationskonsum genauestens einzuordnen. Überall fließen
Informationen in wahren Fluten zu uns, schwappen über. Was ist richtig, was falsch?
Fragen über Fragen bleiben zurück. 
Stellen wir uns ihnen immer wieder neu.

Schwäche

 Jeder Mensch hat wenigstens eine Schwäche. So sagt man jedenfalls.
Meine ist eine körperliche mit einer fehlenden Funktionstüchtigkeit
eines Organs in mir. Fragt nicht nach, ich habe mich damit schon
59 Jahre arrangiert.
Mangelnde Kraft wird ebenso der Schwäche zugeteilt und Schwäche als Fehler,
als charakterlichen Mangel.
Auch eine ganz bestimmte Vorliebe kann als Schwäche ausgelegt werden.
Ich tendiere noch zur Schwäche  Zuneigung für Personen, Tiere und Dinge.
Der fachliche Mangel oder die fehlende Professionalität sind Schwächen,
die oft stark hervor treten.
Schwäche - kein schwaches Wort.
Sind wir, sind wir schwach irgendwie unfertig?
Schwäche als Unfertigkeit - vielleicht sogar das bessere Wort?
Nein, ich glaube nicht!
Schwäche kann auch Stärke sein. Ich bin oft daran gewachsen.

Donnerstag, 15. April 2021

... inständig .....

 

Das Wort inständig spiegelt mich ein klein wenig.

Wenn ich etwas ausdrücklich sage, dann bitte ich inständig,

beschwörend gar, auf jeden Fall eindringlich, manchmal

händeringend, auch innig und sehnlich, nachdrücklich sowieso,

selten verzweifelt, doch auch flehentlich und inbrünstig.

Darin bleibe ich hart, entschieden, streng starrköpfig und endgültig -

all dies mit ganzem Herzen.

Montag, 12. April 2021

Psalm 90:10

 
*Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.*

... und es war und ist auch viel Freude - ich kann heut ein Lied davon singen ;

Sonntag, 11. April 2021

... ausdrücken

 

Ausdrücken will ich mich, Gedanken ausformulieren, in dem ich sie äußere.

Aussprechen will ich manches, sogar schnell mitteilen und manchmal gar nicht

alles dabei verraten.

Seiten möchte ist auswringen, mich daraus heraus winden, mein Denken

ausknipsen, und Gedanken löschen.

Im Ausdruck lasse ich manches ohne Worte raus, verwende den einfachen Schreib-

und Redestil und belasse alles in meiner eigenen Schreibweise.

Direkt bezeichne ich Dinge, definiere sie, gebe ihnen eine Wendung.


Was gilt es noch auszudrücken? Eine Zitrone? Eine brennende Zigarette?

Den sich vollgesaugten Schwamm? Dank? Mitgefühl? Bedauern? Die eigene Haltung?


Donnerstag, 8. April 2021

Frühling

 Mir scheint, dass sich meine Zeit gerade nach der Jahreszeit bemisst.
Mein Tun wird flotter,  mein Lachen mehr, meine Schritte beschwingter.
Ich treibe mich um, treibe aus, will mich laufend strecken, will  lachen,
singen, necken.
Die gute Laune swingt mit jedem Sonnenschein, jedem neuen Grün,
jedem Vogelsang.
Der Wind treibt Glücksgefühle in der  Luft, sie vermischen sich mit allem Duft,
der aus der Erde steigt.
Ich weiß genau, solch Frühlingszauber hat weit und breit noch nie gereut.

Dienstag, 6. April 2021

....aussteigen

Wie oft wohl bin ich schon ausgestiegen?


Wie oft schon habe ich einen Vertrag gecancelt?Wie oft bin ich schon aus einem Fahrzeug – einem Auto, einem Zug, einem Lift, einer Gondel, einem Schiff ausgestiegen?

Sogar aus meiner Mutter bin ich geschlüpft, wurde abgenabelt, konnte mich verkrümeln, abseilen, ausklinken.

Korrespondenzen wurden abgebrochen, Verträge storniert oder ich bin davon zurück getreten, habe sie annulliert oder widerrufen.

Und einige Male bin ich vom Leben ausgestiegen, dann, wenn ich dem Stress kein Paroli bieten konnte. Ich war gar nicht weit weg, sogar immer da, doch Verpflichtungen habe ich abgegeben, verteilt, umgelagert.

Davor hatte ich keine Angst. Man muss immer davon ausgehen, dass es ohne einen ja sowieso stets weiter geht. Doch mit allem Gewohnten brechen, das Leben leben und erleben, den Kopf völlig frei bekommen, dies konnte ich nie spontan. Ich musste für mich im Hinterkopf schon wissen, auf was ich mich dann einlassen kann.

Aussteigen aus dem Ich bedeutet nicht, sich aufzugeben. Es ist nur eine Kampfansage an einen selbst, um sich auf Neues konzentrieren zu können, um gewohnte Bahnen zu lassen, zu verlassen.

Aussteigen wird zur Befreiung. Das innere Gleichgewicht pendelt sich ein, wird wieder normal.

Aussteigen – manchmal ist das gar nicht so verkehrt….