Dienstag, 29. Juni 2021

Nachts gedacht

Drei Uhr Nachts war eine einsame Zeit.
Die verblassende Dunkelheit fühlte sich leer an
im aufsteigenden Morgen.
Der Wind säuselte in den Bäumen
und berührte zärtlich meine Haut,
so, als wolle er eine Gänsehaut heraufbeschwören.
Alles wirkt so verlassen noch,
doch bald kräht der erste Hahn....

Sonntag, 27. Juni 2021

Ein Sonntag

Gerade gefällt mir *Nichts* zu sein, da mir dieses *Etwas* zu sein öd erscheint.
Heute, in den langweiligen Stunden, saß ich im Grün.
Ausgefüllt wurden sie durch Vögel, dem blauen Himmel mit weißem Wolkenspiel
und leichtem Wind, der meine Zitterpappel zum Klingen brachte.
Rosenduft schwärmte mich an, der Lavendel wedelte mir mit aufgeblühtem Kopf zu,
dass er bereit zum Schnitt sei.
Ach, es lässt sich so gut mit natürlicher Erregung leben....

Samstag, 26. Juni 2021

Ein Sehnen

Zweige tragen meine Traumblüten in vielen Farben.
Die Sehnsucht trägt Grün.
Kein Sehnen nach Ferne, Glück blüht auch nah.
Und doch, irgend jemand hat mir, 
ganz heimlich sicherlich, 
Sehnsucht in die Tasche gesteckt -
vielleicht ein Engel ohne Flügel.
Ich lasse alles gehen 
und nehme wie es kommt....

Freitag, 25. Juni 2021

Der Atem bleibt aus....

Die Zeit ist überreif. 
Vielleicht sollte der Mensch vor sich selber die größte Angst haben.
Krisen und Katastrophen nehmen stetig zu.
Nur wenig lässt sich abwenden. 
Noch.
Verantwortung wird zum Fremdwort.
Wir beschwören herauf, dass die Kinder und Enkel büßen müssen,
für das, was wir getan oder nicht getan haben.
Was zeigt sich wesentlich stärker als das Umdenken?
Bedenkt, dass sich das Volk längst nicht mehr auf die Seite der Machthabenden stellt,
denn die werden nicht die Sieger bleiben.....

 

Samstag, 5. Juni 2021

Der Kuckuck

Zu hören ist er oft und überall - in Wald und Flur, in Parks, auf Friedhöfen, in Tälern und Höhen.
Wir warten jedes Jahr am gleichen Tag auf ihn - dann, am 1. Mai hören wir wieder seinen Ruf. Er verspätet sich nie.
Er zieht den Frühling mit. Viele Jahrzehnte sicher erschallt schon sein Ruf, der seinen Namen trägt: Kuckuck.
Genau dann schütteln wir unsere Geldbeutel lassen das Kleingeld klimpern, denn dem ersten gehörten Ruf wird nachgesagt, dass das Geld übers Jahr nicht alle wird.
Er ist hier wie dort, bleibt nie am gleichen Ort, baut kein Nest und zieht selbst seine Jungen nicht groß.
Er legt seine Eier  fremd. So umgeht er viel Arbeit, viel Stress, viel Angst.
Sein "Kuckuck" ist immer gleich, es gibt keine Veränderung in den Tönen.
Und scheu bleibt er den Augen verborgen, doch dafür lockt seine Stimme laut, ist weit zu hören.

In diesem Jahr sah ich ihn nach langer, langer Zeit wieder einmal. Ich erstarrte auf dem Fleck.
Er flog mit Schwung hoch hinaus und fast augenblicklich senkrecht wieder nach unten. Für einen klitzekleinen Moment nur setzte er sich auf einen Ast, um gleich wieder hoch, und in einer Kehrtwende dann davon zu fliegen, nicht ohne mir seinen Ruf dazulassen. Ihn zu fotografieren käme einem Kunststück gleich.
Es ist eine unvergleichliche Faszination, die Ort und Zeit unwichtig erscheinen lassen.
Er zeigt, wie gut und frei und schön Leben sein kann....

Mittwoch, 2. Juni 2021

Mein Glücksgefühl

Erste Sonnentage, so sehr herbei gesehnt, bestimmen mein Glücksgefühl.
Noch ist es dunstig. Morgentau löst sich auf in den dahindämmernden Straßen.
Es sind Augenblicke, in denen sich sehen lässt, was tagsüber verborgen bleibt.
Auch der Wald zieht sein farbloses Nachtzeug aus und strahlt in frischem Grün.
Buchen und Tannen recken und strecken sich dem sonnigen Tag entgegen....

Dienstag, 1. Juni 2021

Meine große Leidenschaft

Ganz still stehe ich vor meinen Regalen, die gefüllt sind mit Büchern.
Ich warte ab, schaue, und mein Blick  wird heute von den antiquarischen Werken angezogen.
So ist es, ein Buch findet immer meine Augen.
Blätternd in Brecht's Gedichten, bröselt eine Seite am Rande. Ein unschlagbarer Geruch steigt auf
und auch meine Finger duften. 
Der Geruch lässt mich lächeln, und ich erspüre in meiner Fantasie diese unsichtbaren Gestalten,
die  sich im Buch tummeln und schon lange meine Freunde sind.
So gern tauche ich (noch immer!) in Büchern ab, übernehme hinter der Stirn die Bilder, die sich zeigen
und fühle mich wohl in den Empfindungen, die so hauchartig daraus verströmen....

Sonntag, 30. Mai 2021

Natürlicher Einklang

Ich werfe meinen ersten Schatten ins Morgenlicht. 
Der Tag und ich, wir sind aufeinander abgestimmt.
Wir liefern uns gegenseitig Verständnis und Bewunderung.
Mein Zentrum ist die Natur.
Küche und Wohnzimmer längst nach draußen verlegt,
lässt mich mitten drin sitzen.
Vögel sind von morgens bis abends willkommene Gäste.
Keine Eintönigkeit - vieltönig unterhalten  sie und bringen Bewegung.
Es tut gut, im Einklang mit der Natur zu sein.





Donnerstag, 27. Mai 2021

Natur pur

Bin ich auf Wildkräutersuche, dann bleibt mein Blick nicht nur auf den Boden gerichtet.
Am liebsten mag ich nach oben sehen zu den Baumkronen. Das Grün, welches sich über mir wölbt, ist mehr als ein Dach. Es strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Da drunter zu sein, fühlt sich für genau in diesen Moment an, als sei die Welt rundum  in Ordnung. 
Am Stamm lehnend, rieche ich Erde, Rinde, Blätter, Nadeln - ich rieche Leben.
Dann suche ich nach Moos und bestaune Wurzeln, die auch an der Oberfläche für nötigen Halt sorgen.
Und ich kann meine Fantasie frei laufen lassen, sehe, dass eine Wurzel eine andere *im Griff* hat, sie fest hält oder sich selbst dadurch vielleicht auch sichert. 
Bäume zeigen ihre Jahre, die sie gemächlich tragen, ihre Freude, wenn der Wind sie zum Wispern bringt....



Mittwoch, 26. Mai 2021

Zwei Achtundzwanziger

Frühling, du bist so grässlich kalt.
Aber alles grünt und blüht nach Wunsch.
Auch du wirst uns noch warme Tage gönnen.

Buchen im Wald tragen ihr Dach.
Nur bei Wind blinkert die Sonne durch.
Und Rehe kommen aus dem Wald heraus.



Dienstag, 25. Mai 2021

Die kleine Buche

Neben unserem Johannes-Baum ein Samen sich vor Jahren hin verflog. Er  trieb, gedieh und entwickelte sich  zum kleinen, kugeligen Bäumchen - einer Buche.
Ich liebe Buchen. Deshalb imponierte mir dieses kleine Bäumchen.
Sind im Herbst längst alle Laubbäume kahl, hält die kleine Buche an ihren Blättern fest. Total welk  und
dunkelbraun hängen sie von Oktober bis März an ihm wie Kletten. Kein  Sturm, kein extremes Winterwetter zerrt von ihr je ein Blatt. Die kleine Buche hält sie fest und schützt somit ihre neuen Knospen.  Oh ja, sie ist  schlau.
Und dann, wenn der Frühling schon etwas fortgeschritten ist, wartet sie nur auf einen kleinen Windhauch,
der wie auf Bestellung sanft daher kommt und alle Blätter werden ihrer Funktion enthoben. Sie fallen und
liegen rund um die kleine Buche herum. Monate, jedem Sturm getrotzt, reichte dann dieser Hauch und sie
zeigt uns ihr frisches Leben, ist bereit für das Jahr.
Diese Buche zeigt mir so viel.
Sie will, dass ich so bleibe wie sie -
sturmerprobt immer wieder neu beginnen,
trotzig sein und doch gewinnen,
um das Leben immer wieder neu zu leben....












Montag, 24. Mai 2021

Meinem Strom

Elbe. Immer wieder schlängelst du dich windend und mäandernd an unserer Stadt vorbei.
Und ich bin wieder hier, hier bei dir. 
Stromverzaubert stehe ich an deinem Ufer. Dich stört nichts. 
Irgendwann ergibst du dich dem Meer - ergibst dich selbst deinem eigenen Untergang.
Doch von hier aus bis dahin ist es noch weit.
Ich bedaure, dass du nicht weißt, dass du immer alles gleichzeitig sehen kannst,  und dies über deine ganze Länge hin. Alles gleichzeitig - rechts wie links, oben wie unten.
Vielleicht wächst du deshalb mehr und mehr in die Breite.
Der Stolz sei dir gegeben...



Sonntag, 23. Mai 2021

Pfingstsonntag

Gern lasse ich mich noch vom Rest der Nacht morgens vom Tag umarmen.
Da ist die Berührung noch recht kühl. Kühlschrankkühl.
Dieser Pfingstsonntag beginnt mit feuchtem Duft, der nach Grün riecht - auch Bäume atmen.
Dann schiebt sie sich hoch, die glühende Sonne, als käme sie gerade vom Mittelpunkt der Erde.
Der Himmel zeigt sich zart, zärtlich und nur von wenigen Menschen wurde er durch Blicke
heute schon benutzt. 
Sein Blau, noch in vorsichtiger Entstehung, aber erkennbar, zeigt sich mädchenhaft  als vollkommenes  Himmelszelt.
Ich laufe, im Sinn den Heiligen Geist, in den Tag.
Er verheißt, wunderschön zu werden.



Mittwoch, 19. Mai 2021

Pfingstgedanken

 „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

So steht es in der Apostelgeschichte geschrieben.

Möge der Heilige Geist auch uns erreichen, damit die Welt durch uns ein klein wenig besser wird.

Ich wünsche Euch allen gesegnete Pfingstfeiertage.  Bleibt gesund!



Sonntag, 16. Mai 2021

Ich erinnere mich gern....

Der Tod nimmt nicht alles mit sich mit. Diese Erkenntnis trifft mich fast jeden neuen Tag.
Als ich mit 60 in Rente ging, begannen die Pflegejahre meiner Eltern. Als hätten sie es gewusst,
dass  ich nun rund um die Uhr bis zu ihrem Lebensende für sie da sein kann.
Sieben schmerzvolle, aber auch gute Jahre waren es für beide Seiten.
Das Beste war das Erzählen. Meine Eltern holten, ich weiß nicht aus wie vielen Ecken ihres Seins
Geschichten  hervor, die  nur sie betrafen, manchmal nur mich und oft uns als Familieneinheit.
Wir arbeiteten quasi die Leben auf. Es kam so viel  Interessantes zur Sprache, und so sehr viel,
von dem ich noch nie wusste. Daraus resultierten Fragen, für die es immer eine Antwort gab.
Heute bin ich froh für diese Zeit!
Geblieben sind Erinnerungen, geblieben ist der Geruch von Pfefferminz  meines Paps, die ansteckende Fröhlichkeit meines Muddeles und dieses uneingeschränkte Zusammengehörigkeitsgefühl von Beiden.
Unser aller Köpfe, unsere Herzen sind noch gefüllt von ihnen - ohne Ausnahme.
Eine starke Erinnerung in mir erwachte, als ich  Erde ins offene Grab meines Paps warf.
Es war besondere Erde, die mein Paps vom Feld seines Vaters aufhob und sie in einem Taschentuch in der Hosentasche verwahrte, als er in den Krieg musste. (Sein Vater gab ihm auch die Bibel mit.)
Es war nicht mehr viel Erde, die er mit  nach Hause brachte damals, als er mit nur einem Arm aus dem Krieg kam. Er erzählte oft mit Tränen in den Augen, dass er die heimatliche Erde oft anfühlte und dies ihm Kraft  gab. Schließlich sollte er in seines Vaters Bauernwirtschaft einsteigen, was dann nur mit einem Arm
nicht möglich war.
Erinnerungen, die so präsent sind in manchen Stunden, an manchen Tagen, die einem immer noch zeigen, das Liebe keine Lücken duldet....

Samstag, 15. Mai 2021

Mit der Natur leben

 Wir fühlen uns wohl in unserer Welt am Rande der Stadt.
Die Natur zeigt uns ihr Einverständnis. Meisen, Sperlinge, Stare, Nachtigallen, Amseln, Spechte und viele andere Vögel begutachten uns mit ihren schief gelegten Köpfen, wenn wir sie von der Schaukel aus beobachten. 
Die Eichhörnchen zedern, sitzen wir auf der Bank unter ihrem Baum.
Wir lauschen den Tauben, die in einer unserer Blaufichten ihr Nest bauten.
Die Rotschwänzchen, die ihr Zuhause auf einem Balken unterm Dach der Terrasse haben, stören sich nicht daran, dass wir dort oft sitzen oder gehen.
Abends dann, im Schein der untergehenden Sonne, kommt die Kröte aus ihrem Erdloch, dort, wo meine
Kräuter stehen. Sie hüpft bis zu einem alten Schuh meines Mannes und setzt sich drauf - ein zur Gewohnheit gewordenes Ritual. Dann schaut sie zu uns, sitzt in starrer Haltung, sieht wartend aus,
nur wir wissen nicht worauf. Sie sitzt noch, wenn wir längst im Haus sind. Morgens dann ist der alte Schuh leer, steht in der Sonne und speichert die Wärme für seinen abendlichen Gast.
Wir sind eins mit der Natur, mit allem, was fliegt und hüpft, hoppelt und schleicht.
Nur Vater Igel knurrt, gehen wir am Morgen an seinem Unterschlupf vorbei. Er knurrt sogar die Amseln an, die sich ihr Frühstück aus der Erde ziehen.
Die Stare brüten wieder bei Nachbars im Kasten. Dies bedeutet, dass uns nur wenige Kirschen am Baum bleiben. Sie selbst könnten rund um ihre Wohnung von zwei Kirschbäumen ernten, doch die eigenen Kirschen werden nie als Mahlzeit in Betracht gezogen. Uns stört das nicht, wir bekommen noch genug ab.
Die Nachtigallen brüten gerade, sie sind still, flattern nicht mehr von Baum zu Baum. Als Bodenbrüter
geben sie ihre Nester nicht kund.
So wiederholt sich vieles  von Jahr zu Jahr. Manches wird neu dazu kommen und Altes nicht mehr erlebt.
Uns ist alles willkommen!
 

Freitag, 14. Mai 2021

Fragliches

Noch zweifle ich leise am hellen Horizont.
Das Erschöpftsein von allem zersplittert den Charakter
und Dunkelheit wühlt in mir.
 
Immer neu gärt die Ahnung, 
wie schnell sich alles ins Leid verkehrt.

Entscheidungen werden einem suggeriert
oder abgenommen, Erwartungen ins Minimalste gedrängt.

Jeder Handlungsgrund kann sich als Abgrund entpuppen.

Wann findest du dein Ende, du verstörende Zeit?
Und - bleiben wir noch lange in dieser Verlorenheit?

Donnerstag, 13. Mai 2021

Nachempfunden

Sie wusste es von Anfang an.
Ihr würde Schmerz nicht erspart bleiben.
Und dann lagen Jahre des Vertrauens hinter ihr.
Dann war da dieser Augenblick,
ab dem sie nicht mehr zu ihm gehörte.
In vielen Tagen, Stunden war sie ohne jegliche Erlösung,
mit der Erkenntnis, nicht mehr geliebt  zu werden - von ihm.
Ihr blieb nur ihr heller Verstand, 
um sich selbst zu retten.
Das Herz hätte dafür viel zu lange gebraucht.
Es wusste von Beginn an, dass sie austauschbar war. 
Selbst aus dem Bleiben strich sie die Besuche.
Dünne Wirklichkeit zerriss wie Seidenpapier.
Ihr wurde klar, sie wird nicht an gebrochenem Herzen sterben,
aber verwundbar bleiben.....

Meiner Freundin

Wir hielten nicht Ausschau nach uns.
Wir fanden uns.
Keine Ahnung, wer das Schloss 
und wer der Schlüssel war, 
es passte auf Anhieb.

Wir sammelten alles von uns
und fanden uns einvernehmlich
im Gegenseitigen.
Wir verstehen uns in Nebensätzen
und im Schweigen.
Wir erspüren Stimmungen,
die positiven und die negativen. 

Nun fast schon 50  Jahre sind wir in uns
unser eigenes Ich, das eigene Du.
Das Uns bleibt.

Freitag, 7. Mai 2021

Heimatkiesel

 Stunden gibt es,
die sind aus Schweigen  gemacht.
Es zieht sich als  Jacke an
und schlingt den Schal um einen.
Doch Schweigen wärmt nicht.
Nie.

Die Haltung ist stets ähnlich.
Man starrt irgendwohin,
wo der Blick sich verliert.
Die folgende Stille birgt Ruhe.

Mich bringt ein leises Geräusch zurück ins Hier -
reibende  Kieselsteine  in meiner Tasche,
die ich irgendwann am Elbufer auflas....