Mittwoch, 18. Mai 2022

Tagebucheintrag 18. Mai 22*

Wald ringsum, auch die  Elbe lässt sich davon nicht ersticken.
Mitten im Wald  war zu DDR-Zeiten  ein Schießplatz der Russen. Ich will jetzt nicht  darauf eingehen, dies war für uns mit das Schlimmste des Erlebten. 
Der Wald nahm Schaden. Noch immer  ist es verboten, Teile des Areals zu betreten. Munitionsbergungstrupps sind seit der Wende unterwegs, diesem großen Waldstück die Gefährlichkeit zu nehmen. 

Durchdrungen von seiner Geschichte steht der Wald trotz allem  aufrecht da. Diese Gegend verliert so nach und nach ihren gefährlichen Eindruck, ihren lädierten, Eindruck. Langsam aber sicher kehrt die Ursprünglichkeit zurück, sie behält für immer eine Geschichte - ihre Geschichte.

...und ich sitze auf einem Baumstamm, blicke zum Himmel  und auf die Baumkronen, die sich leicht vom Wind bewegen lassen. Auf den Ohren habe ich Klaviermusik von Erik Satie. Alles das um mich rum macht mich glücklich.
Kürzer werden die Wellenlängen des Lichts, ein Zeichen der sich verkürzenden Zeit.

Erinnerungen - hier riechen sie nach Wald, nach Tieren, nach Harz.
Hier fühle ich Dinge, die noch gar keinen Namen besitzen, denke ich lächelnd.
Hier lebe  ich für den Moment schicksalsergeben.

Auf einmal weiß ich, dass sich auch die Welt wieder einrenken wird - und dies besser spät als nie...

5 Kommentare:

isabella kramer - veredit hat gesagt…

Ja, liebe Edith, diese Überzeugung teilen wir. Auch das könnte ich auch sagen nach all den langen Jahren des gegenseitigen Lesens und Darauf-Einlassen. So setze ich mich neben dich in "deinen" Wald und lausche.

Alles Liebe
isabella

Edith hat gesagt…

Liebe Isabella, die Freude ist auf meiner Seite auch, dass du genau so denkst, fühlst. Oh ja, es sind schon einige Jahre, die unsere Freundschaft überdauert und wir wachsen daran.
... und da sitzen wir nun, brauchen kein Wort, weil die Natur zu uns spricht....

Ach duuu, ich danke dir vielmals
von Herzen, Edith

angelface hat gesagt…

mitten im Wald zu sitzen um wald-zu- baden und den eigenen Sinnen zu lauschen - ist wohl das beruhigendste was es gibt wenn man sich ernsthaft darauf einlässt...
viel zu wenige kennen und praktizieren es - dabei ist es die billigste Therapie die es gibt, wenn auch nicht auf Krankenschein um die eigene Hektik und Eile hinter - sich - zu - lassen...
der Wald braucht keinen Lärm, kein zusätzlichs lautes Geräusch, - er ruht vor sich hin und hat eine ganz eigene Sprache - das zuhören tut gut....
herzlichst angel

Edith hat gesagt…

Liebe angel, ich danke dir sehr. Und es stimmt, was du schreibst und sicher auch selbst erlebst.... Es tut einfach gut....
Ich beobachte übrigens schon einige Zeit einen Habicht... ich muss mich dafür quasi regelrecht unsichtbar machen, also, ich darf mich nicht bewegen, muss immer an gleicher Stelle sitzen - und ich glaube, er hat mich nun akzeptiert. Wir blicken uns zumindest für eine gute Zeit direkt an....
Herzlich, Edith

Edith hat gesagt…

Lieber Giannis, du hast es auf dem Punkt gebracht - Freude.
Und ich danke dir für dein genaues Lesen und für deine Gedanken dazu. Sie sind mir immer wertvoll, DANKE.
Herzlichst, Rachel