Lebensnähe*

Mir ist, als schaut mich meine kleine Eiche

aus wimpernlosen, noch fest geschlossenen Augenlidern an.

Augenlider, die sie bald wieder ganz öffnen wird,

dann, wenn die Sonne sich flüchtig

von ihrem Blattgrün in den Schatten verirrt.

Mir ist, als warten in jedem Ast meine Worte

sprungbereit, winterflüchtig, frühlingssüchtig.

Nein. Sie werden dich, Baum, nicht zu früh verlassen,

der Winter wird deine ersten Triebe

hoffentlich nicht mit Frostfingern fassen.

Schließ die Augen, lass sie noch zu.

So findet mein Frühlingssehnen

in dir noch die nötige Ruh'.