Dienstag, 24. Januar 2023

Schwarz/weiße Erinnerungen*

Ich gehe gern rückwärts in der Zeit, vor allem mit einem dicken, schweren Album in der Hand.
Schwarz/weiß schaue ich Fotos an, die alle eine Geschichte haben. Ich kenne davon nicht alles Erzählte, doch bei einem Foto bleibe ich immer hängen - meine Eltern sind dort abgebildet in ganz jungen Jahren noch.
Nun die Geschichte dazu.
Mein Muddele war ja Sudetendeutsche und wurde mit ihrer Mutter, den zwei Schwestern und einem Säuglingsneffen so Knall auf Fall ausgewiesen. Nach langem Marsch kamen sie in einem Dorf an.
Von meiner Tante, so wurde erzählt, blieb die Milch weg, die zum Stillen des Winzlings lebensnotwenig war. Die Schwestern zogen von Hof zu Hof mit einem Krug und baten um Milch. Von vielen wurden sie abgewiesen, bis sie zum Hof meines Opas kamen. Mein Paps stand mit seiner Mutter gerade am Tor mit den Pferden. Sie hörten zu, hörten die Dringlichkeit heraus und ließen die Mädels gar nicht bis zu Ende reden.. Die Mutter meines Vaters schaute auf meinen Paps und er nickte ein Ja mit dem Kopf, mit der Zusicherung dann, dass sie jeden Tag hier ihre Milch bekamen....
So lernten sich mein Muddele und mein Paps kennen. 
Auf dem Foto schaut mein Paps auf seine Gretl - lächelnd, voller Liebe. 
Und mein Muddele lächelt gerade aus, so, als würde sie mich anlächeln, als würde sie wissen, dass ich irgendwann geboren werde, dass ich ihre Tochter bin. Ihr Blick ist stolz und stolz war sie immer auf mich....

2 Kommentare:

angelface hat gesagt…

ach wie schön
sind doch deine
" schwarz-weiße Erinnerungen"
da liest man sich gerne zurück
wenn sie als Kopfkino auftauchen...

ich las sie mit
sehr gerne..
herzlichst angel

Edith hat gesagt…

Immer, wenn der Sterbetag meiner Mutter näher kommt, nehme ich das große Album in die Hand und finde mich in Erinnerungen wieder.
Ich danke dir für dein Mitlesen..
Herzlichst, Edith