Damals, lang, lang ists her, ausgebildet zum Finanz- und Bankkaufmann, arbeitete ich in der Kämmerei
und - es erfüllte mich nicht.
Oft und oft war ich in der Bibliothek, war schon von kindesbeinen an Leserin.
Da sagte, wirklich der schon sehr alte Bibliothekar, dass er nun in den verdienten Ruhestand gehen wird
und er sich vorstellen könnte, dass ich seinen Platz einnehme.
Er sagte zu mir: Edith, in dir brodelt die Eigenschaft, die man für diese Arbeit braucht.
Ich sah fragend zu ihm auf und er erklärte: Du bist eine der wenigen, die die Seele der Bücher aufspürt.
die in jedes gelesene Wort das Gewicht legt, um den Autoren gedanklich zu folgen, sie zwischen den Zeilen aufzuspüren.
Er meinte, er hätte oft zugehört, wenn ich Kindern einfach so mal vorgelesen habe, ich hätte meiner Stimme dem Buch Leben eingehaucht und selbst zu ihm sind die gelesenen Worte geschwebt.
Und so begann es, ich setzte mich noch einige Jahre wieder auf die Schulbank und bestand letztendlich
meinen Hochschulabschluss im Bibliothekswesen mit Bravour, wurde die Leiterin der städtischen Bibliothek und bin dann mein gesamtes Arbeitsleben dort geblieben.
Manchmal wird Berufung zum Beruf.
(Oft habe ich mir gewünscht, der alte Bibliothekar könnte mich so sehen, lächel.... )
6 Kommentare:
Hach, wie schön, dieser Quereinstieg ins Metier, das dich voll erfüllte!
Ja, manchmal kommt man auf Umwegen auf die richtige Lebensstrasse.
Einen lieben Gruss,
Brigitte
oh liebe edith, wenn ich dies so lese, vermeine ich die Stimme deines
bibliothars zu hören und sehe sein Lächeln im Hintergrund.
so bin ich überzeugt davon dass er es weiß -
du hast mit deiner Wahl die richtige Entscheidung getroffen und das erwählt was dich dahin zog...deine Liebe zum Buch - führte dich
instinktiv passiert das oft
welch eine schöne Geschichte...
herzlichst angel
Danke, liebe Brigitte. Ja, ein Einstieg, den ich nie bereute. Wenn ich auch schon lange aus dem Arbeitsprozess raus bin, so blieb die Liebe zum Buch bestehen.
Herzlichst, Edith
Oh, jaaa, liebe angel, ich denke auch, er wird mir zugelächelt und sich auf die Schulter geklopft haben, dass er mit mir den richtigen Riecher hatte.
Ich danke dir sehr und grüße dich herzlich.
Edith
Das klingt so gut. Ich wünschte mir ebenso etwas zu finden, aber mit fast sechzig Jahren ist das eher unwahrscheinlich.
Dass man seine Arbeit liebt und diese Lebenszeit nicht als verschwendet oder gedrückt ansieht, das ist so wünschenswert.
Schön, dass du mutig warst und es dir gelang!
Liebe Grüße,
Syntaxia
Liebe Syntaxia, ich danke dir sehr. Oh ja, es war einfach richtig und gut, vor allem erfüllend. Mit fast sechzig wird dies dann schon zur Herausforderung. Mach einfach das Beste aus allem, auch das kann Freude bringen.
Ich wünsche dir alles Gute und einen feinen Sonntag für heut
von Herzen, Edith
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