„Wir sind wie ein Strom, der vorwärts drängt. Fürs Zurückblicken bleiben uns Erinnerungen. Der Staudamm kommt früh genug, der uns dann wechseln lässt auf die andere Seite.“
Oh, ja, ich erinnere mich deiner Worte! Und du sagtest auch: „ Denk daran, die Wirklichkeit kennt viele Möglichkeiten. Nutze sie!“
Du lenktest meine Sinne früh, belebtest meine Gedanken dazu, sorgtest dafür,
das ich so viel es nur ging, aufnahm.
Mit dir, manches Chaos von mir zu ordnen, ging ganz leicht. Alles hat nie vieler Worte gebraucht.
Meine Erinnerungen sind noch so lebendig, so nah. Ich vermisse unsere Gespräche..
Jeden Tag sage ich dir DANKE und jeden Tag: DU FEHLST!!!
Deine Edith...
Heiße Tage und Nächte im Juli
und über meinem Elternhaus
wussten wir den Tod.
Nach 97 Jahren ging mein Paps....
Nichts ließ sich in uns bewegen,
Nichts hatte mehr Gewicht.
Tränen laufen, genau wie damals,
auch heute übers Gesicht....
Wir brauchen nicht zu sagen, dass
wir heute besonders an dich denken -
es vergeht kein einziger Tag.....
Dem Grab ist es egal, dass ich heute trauriger bin.
Ich sehe wieder, welches Leid ich sah.
Als du starbst, war unsere Zeit dahin.
Und doch bist du da, immer, ganz
in unserm Sinn.
einst auf dem heimatlichen Hof,
dein Gebet vermischte Träume und Wünsche darin
(Opas Ritual).
Und ich als Kind beobachtete Wiesen und Felder,
ob sich zwischen den Halmen ein Traum für mich fing...
4 Kommentare:
Bewegende Worte, liebe Edith.
Dein Vater muß ein außergewöhnlicher Mensch gewesen sein.......und Dir wirklich viel bedeutet haben.
Alles Liebe
Rosi
Liebe Rosi, ja, das war er. Wir waren eine Einheit. Er sollte Lehrer werden, aber nur dann, wenn er in die SED ging. Und das tat er nicht. Die Willkür ging dann so weit, dass ich auch nicht aufs Gymnasium durfte. Ich wurde dann auch nicht gleich zum Studium als Bibliothekar zugelassen, musste erst den Facharbeiter für Bibliothekswesen machen, aber es waren keine verlorenen Jahre, es half mir sogar im Studium.
Meine Eltern halfen mir immer, meinen Weg, den ich wollte, zu gehen. Und mein Paps zeigte mir die Richtung - ohne SED, denn auch dort ließ ICH mich nicht reinpressen.
Heut denke ich manchmal, das muss erst mal jemand nachmachen, erleben, denn wenn es einen selbst betrifft, sieht die Welt doch ganz anders aus, als nur vom Hören und Sagen.
Herzliche Sonntagsgrüße von mir zu dir.
Ja, liebe Edith, ich kann mich ebenfalls noch sehr gut an "diese grauen Zeiten" erinnern. Meine Eltern/mein Vater war auch nicht in der SED. Man legte es ihm immer wieder nahe. Er war im Schöffengericht tätig und als dann die "CDU erlaubt" wurde, nahm er eben diesen Weg. Ich war einmal bei einer Versammlung dabei und so kindisch naiv und unbeleckt wie ich war, bemerkte ich schon damals diese Tyrannei und war nie wieder dort. Konnte es jedoch nicht zuordnen oder gar die Hintergründe erklären. Wie auch? Auch mein Vater wehrte sich so gut es ging. Unser Geschäft war in der DDR eines der wenigen "Privaten". "Kommission" nannte man das damals. Aber was hatten sie nach der Wende davon? Sie bekamen weniger Rente.....Und wäre die Wende nicht gekommen, hätte man uns in ein Lager gesperrt, denn unsere Familie stand auf der Liste der "Querulanten". Und Jörg, der damals durch die Armee und die Offizierslaufbahn in der DDR Einblick hatte, hat mir das bestätigt, daß solche Lager in Arbeit waren. Also kann ich froh sein, das die Wende kam. Vorher hatte man sich's wohl nicht getraut sich am Vater, an uns zu vergreifen. Durch "Zufall" hatte mein Vater in einer Kur-Maßnahme einen Kultur-Attache` kennengelernt und einen anderen Mann, dessen Frau beim Honecker im Sekretariat arbeitete. ICH war allerdings auch SEHR verdächtig. Man unterstellt mir ein "Netzwerk" aufgebaut zu haben, nur, weil ich halt gerne Brieffreunde in anderen Ländern hatte..... So war das damals.......
Dann sind wir mal froh, liebe Edith, daß wir das alles bis hier her so einigermaßen gut überstanden haben. Denn was dann kam, oder besser, "jetzt ist", übertrifft beinahe noch das Damalige an Absurditäten.
Alles Liebe Dir und viel Frohsinn, Licht und Sonne in Deinen Tag.
Herzlichst
Rosi
Ja, es war eine böse Zeit. Auch ich könnte noch viel erzählen...
Über manchen Schriftsteller muss ich lächeln, der über die Missstände der DDR schreibt, wenn ich auf die Geburtsdaten schauen und sehe, dass sie viel zu jung für das Erleben DDR sind. Also ist es nur Aufgefangenes, was da geschrieben steht, und solches oft auch an der Realität total vorbei.So wird auch Geschichte verfälscht...
Danke für deine Ehrlichkeit, danke für das aufgebaute Vertrauen.
Herzlichst, Edith
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