DER Fall - 9. November 1989
In der Kirche
blieb kein Platz unbesetzt.
Wir waren dabei.
Die Mauer fiel.
Wir liefen friedlich in Leipzig.
Angst war unser Begleiter.
In den Nebenstraßen Polizei, Militär.
Kein Schuss fiel.
Was für ein Gefühl?
Mein Herz stolperte.
Meine Seele machte einen Satz...
(Noch heute zittere ich innerlich, wenn die Zeit daran erinnert... Wir hatten Angst, so mittendrin in der Masse von Menschen... schweigend...und nicht wissend, was kommt...Und heute lässt es sich schwer beschreiben, dies ist eigenartig, da bin ich wie in einer Blase gefangen... vielleicht, weil die Emotionen kochten damals...
Ja, ich denke ich an diesem Tag an diesen Tag zurück, als wir schweigend mit Kerzen in der Hand losgelaufen sind, um mit solch friedlichen Mitteln die Wende einzuleiten. Ohne Hass, ohne Krawalle, ohne Waffen sind wir gelaufen, aus den Augenwinkeln das Militär in den Nebenstraßen beäugend. Doch wir haben daran festgehalten, dafür gebetet, dass wir friedlich diesen Marsch beginnen und beenden. Eine schweigende Demo mit lautem, freudigem Sieg... )
8 Kommentare:
Ja, diesen Tag habe ich auch noch genau im Gedächtnis. Ich bin in diesen Tagen die ganze Zeit vorm Fernseher gesessen. Ich hatte ja die ganze mütterliche Verwandtschaft in Ostberlin, bzw. Warnemüde.
Gänsehaut, auch heute noch immer beim Rückblick auf diesen Tag, vermute ich.
Danke für deinen emotionalen Bericht.
Lieben Gruss, Brigitte
Danke, liebe Andrea. Es waren schon die Tage davor, diese Montagsdemos, dieser Nochmehrzusammenhalt, dieses Einssein auf ein Ziel hin.
Es wird so viel darüber geschrieben, manchmal muss ich lächeln, manchmal staut sich Wut. Ich glaube, niemand kann diesen Tag so sehr noch immer fühlen, wie die Menschen, die dabei waren. Es war schrecklich, es war befreiend.
Liebe Grüße zu dir von mir.
Liebe Brigitte, ich danke dir. Ja, noch immer ein inneres Zittern an diesem und an den Tagen davor. Wir setzten alles aufs Spiel. Wir riskierten viel. Da war täglich Stasi in den Betrieben, auch außerhalb, in denen Zusammenkünfte, Demos, waren. Die Angst hatte sich so sehr eingenistet, den Schlaf geraubt.
Doch wir spürten, das System fiel auseinander und dies war unsere Stärke. Ja. Ich war dabei. Ganz nah..
Dir liebe Grüße von mir.
deine Erzählung berührt mich , kenne und habe ich doch so einige Freunde von früher die auch nicht gerne von dieser Zeit sprechen oder daran erinnert werden - denn nachvollziehen kann man diese Gefühle und Emotionen die damit verbunden sind, nicht wenn man es nicht miterlebt hat.
Gerade läuft ja viel im TV - wie z.<B. gestern der Nürnberger Prozess der mich sehr angespannt und angeschlagen hat als sog. Nachkriegskind.... es macht wenn man in die jetzige Zeit sieht und sie vor Augen hat macht sie Angst..
ich kann dich gut verstehen...und denke oft dabei an meine Mutter zurück...
liebe Grüße Angel
Liebe Angelika, vielen Dank für deine Gedanken. Ich wollte gestern auch bei dir schreiben, doch nimmt es wieder mal keine Kommentare von mir an. Ich versuche es nachher wieder. Das war schon mal...
Ja, du Liebe, viele erzählen darüber, doch es ist viel Stuss dabei. Du weißt, Nacherzähltes - da kommt immer mehr dazu, einiges wird weg gelassen und so wird alles verfälscht.
Ich mag auch nicht die Autoren, die über die Stasi schreiben, doch sie sind viel zu jung dafür, um sie überhaupt kennengelernt zu haben. So etwas ist einfach nicht tragbar in meinen Augen.
Dir einen guten Tag. Ich backe heute meine Weihnachtsstollen - wie in jedem Jahr drei.
Herzlichst, Edith
Liebe Edith, ich lese mich gerade bei Deinen Posts durch und bin so berührt. Es ist so ehrlich und schön. Der Satz, etwas bleibt immer zieht mich so an, ich schrieb mal ein Büchlein "etwas bleibt", ich glaube da ist etwas. Liebste Grüsse zu Dir, Klärchen
Klärchen, du Liebe, ich danke dir sehr. Ja, dieses Thema kann man einfach nur ehrlich angehen. Und ehrlicher, als dabei gewesen zu sein geht gar nicht. Siehst du, dann haben wir ähnliche Gedanken - dieses Bleiben fesselt uns.
Liebe Grüße von mir zu dir.
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